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Chronik

Das mehere hundert Jahre alte Bauern-Gehöft "Podere Colle All`Asino"  gehörte vormals mit einigen anderen Häusern in der näheren Gegend zur nicht weit entfernten ehemaligen Medici-Villa "Spedaletto".

"Spedaletto" war
vormals Kloster, dann Hospital und Herberge auf dem Pilgerweg "Via Francigena" von Deutschland und Frankreich aus nach Rom.
Lorenzo de`Medici ("Il Magnifico") eignete sich den Gebäudekomplex Spedaletto und die dazugehörigen Ländereien und Gehöfte wie das "Podere Colle All`Asino" im 15. Jahrhundert an. Er ließ "Spedaletto" großzügig von den bekanntesten damaligen Architekten und Künstlern, darunter Domenico Ghirlandajo (Lehrmeister Michelangelos), als Jagdsitz umbauen. Durch seine Präsenz sicherte er sich auch seinen Einfluß auf das erst kürzlich unter seiner Herrschaft eroberte Volterra.
Zwei Jahrhunderte später ging "Spedaletto" in den Besitz der reichen Florentiner Fürstenfamilie Corsini über (deren Wappen noch heute den First unseres Hauses ziert). "Spedaletto" ist heute noch ein beeindruckender Gebäudekomplex mit drei Hauptgebäuden und direkt umliegenden Häusern. "Spedaletto" sieht man von unserem Haus aus m Osten in einem kleinen Wäldchen.

Schon früh lebten von "Spedaletto" abhängige Bauern auf dem "Colle All`Asino" und mußten als Halbpächter ("mezzadri") einen großen Teil der erwirtschafteten landwirtschaftlichen Produkte wie Getreide, Gemüse, Obst und  und Wein an Spedaletto abliefern. Sie besaßen dafür einzig das Wohnrecht im Haus.

Das "Podere Colle All`Asino" in der heutigen Form gibt es seit 1933. Vorher wurde auf dem "Eselshügel" über Jahrhunderte und etliche Generationen hinweg umgebaut und erweitert.
Schätzungsweise spätestens seit Mitte des 15. Jahrhunderts, vielleicht füher, muss der "Eselshügel" besiedelt gewesen sein - b
ei unserem Drainagebau im Jahr 2000 haben wir entsprechende Fundamente gefunden, die Rückschlüsse auf das vermutliche Alter der Besiedlung zulassen.
Die südlichen Außenmauern des heutigen Hauses (Seite nach Volterra) sind dabei mit wahrscheinlich 400- 500 Jahren der älteste noch erhalteneTeil der frühen Besiedlung.

Spätestens Mitte des 15. Jahrhunderts stand auf dem "Eselshügel" die erste Ansiedlung. Das kleine Gehöft hatte damals noch einen ganz anderen Grundriß als heute.
An der südlichen Ecke des heutigen Hauses muss ein kleines Wohnhaus gestanden haben -
sozusagen auf der Grundfläche des Hauses blüht im Februar jetzt unser Mimosenbaum, unter der Erdoberfläche sind noch die Grundmauern des Hauses samt Innenputz erhalten.
Zum Wohnhaus
muss schräg gegenüber ein kleiner Stall gehört haben (vielleicht für meherere Esel, daher der Name "Eselshügel"?). Den Boden des ca. 40 Quadratmeter kleinen Stalls haben wir im Jahr 2006 bei unseren Umbaumaßnahmen unter dem Boden des ehemaligen Stalls aus den dreißiger Jahren gefunden. Er besteht aus groben Flußsteinen und ist heute noch unter der nördlichen Hälfte unseres Essraums und unter unserer Toilette im Seminarraum erhalten.

Vielleicht Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das kleine Wohnhaus abgerissen und der heute noch erhaltene mittlere untere Teil unseres Hauses neben den bestehenden Stall angebaut.
Im Erdgeschoß wurde der heute im Seminarraum noch sichtbare Torbogen als Karreneingang eingebaut, im zweiten Geschoß wurde gewohnt. Noch heute ist der Eingang des Hauses in der Mauer
(Hofseite) sichtbar.

Vielleicht um 1650 könnte die Grundfläche des Hauses durch einen Anbau in Richtung Südwesten erweitert worden sein.
Im Anbau wurde vermutlich die neue Küche mit offenem Kamin und "Erdkühlschrank"
untergebracht (dieses quadratische, qubikmetergroße Loch mit verjüngender Öffnung nach oben ist heute noch unter dem Seminarraumboden erhalten, unter der südwestlichen Hofseite, sozusagen unter dem Tischkicker) .
Von Außen sichtbar sind  heute noch die Rückseite des damaligen offenen Kamins (südwestliche Ecke), bzw. die damaligen drei neuen Fenster (Seminarraum Richtung Orciatico und neben dem Tornbogen).
Der Sockel des damaligen Gebäudes befand sich circa einen Meter unterhalb der heutigen Erdoberfläche.
Richtung Nord-Osten, beim heutigen Strommasten, entstand in dieser Zeit vielleicht spätestens eine neue, seperate kleine Scheune. Von dieser Scheune haben uns Zeitzeugen berichtet.

Zwei bis drei Generationen später, mutmaßlich Anfang/ Mitte des 18. Jahrhunderts, folgte eine erste Erweiterung des bestehenden Gebäudes als Wohnhaus Richtung Nord-Osten.
Im heutigen Essraum war nun die Küche mitsamt offenem Kamin in der Mitte untergebracht. Von unserer heutigen Wohnküche aus ist der Aufbau der damalgen neuen Außenwand mit ihren Fenstern noch gut nachvollziehbar. Im Zimmer "Giallo" ist noch gut die ehemalige, deutlich niedrigere Firstlinie zu erkennen, auch die Natursteine sind vom Kaminabzug zum Teil noch geschwärzt.
Der frühere ehemaligen Küchenbereich wurde vermutlich zum Stall
, der hierdurch vergrößert wurde.

Anfang der 1930 Jahre wurden alle Spedaletto zugehörigen Gehöfte wieder erweitert oder renoviert.
Die Scheune des alten Gehöfts wurde vermutlich abgerissen und auf die Grundmauern des alten Hauses wurde neu und höher aufgebaut.
Das "Podere Colle All`Asino" bekam seine heutige endgültige, architektonisch klare Form mit einer nochmaligen Erweiterung Richtung Nord-Osten (die heutige Wohnküche) und einem großen Kuhstall
auf der südlichen Seite (heute Seminarraum) und einem Stall für weitere Tiere samt Lager- und Abstellraum in der Mitte des Hauses (heute Essraum).
Die neue, größere Scheune wurde nun mittig gegenüber dem neuen Haupthaus erbaut und ist bis heute
(bis auf das neue Scheuendach) ebenso wie die Trinkwasserzysterne im Original erhalten.

Mehrere Familien wohnten jetzt auf dem "Colle All`Asino".
Regenwasser vom Dach wurde in der großen Zysterne vor dem Haus aufgefangen und diente als Trinkwasservorrat. Für die Nutztiere gab es zwei große Teiche, die über Regenwasser im Winter gespeisst wurden.
Strom gab es natürlich noch nicht.
Schätzungsweise ein Dutzend Kühe fanden im neuen, noch größeren Stall im Erdgeschoss Platz. Ihr Urin wurde über ein unterirdisches Leitungssystem auf einen Mistplatz südlich unterhalb des Hauses geleitet.
Heizquelle im Winter war einzig die große Feuerstelle in der Wohnküche, die direkt an den Stall grenzte. Die Abwärme der Kühe im Stall erleichterte es den Menschen in den darüber liegenden Zimmern etwas, den Winter mit seinen kalten Nordwinden zu überstehen. Nach Erzählungen eines der letzten Bewohners auf dem "Colle All`Asino" wanderten trotz der Nähe zu den wärmenden Kühen unvorstellbare Mengen an Holzscheiten, die über das Jahr mühsam auf das "Colle All`Asino" gebracht und vor dem Haus aufgehäuft wurden, durch den offenen Kamin in der Küche (der heute noch ohne die dazugehörige große Haube im Original erhalten ist) .Unter der großen Kaminhaube fanden sich am Abend dann alle Bewohner zusammenfanden, die einzige Möglichkeit, sich im Haus zu wärmen.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Mezzadria abgeschafft, Mitte/ Ende der 1950er Jahre setzte aufgrund der Industrialisierung der Landwirtschaft die Landflucht ein: Die Bewirtschaftung der Ackerflächen benötigte immer weniger Menschen.
Es verbleib schließlich nur noch eine Familie auf dem "Colle All`Asino",
Amadeo mit seiner Frau, dem Großvater und fünf Kindern.
Teilweise wurden aufgrund der Notwendigkeit, mehr Tiere zu halten und mehr Heu bzw. Stroh einzulagern, einzelne, nicht mehr benötigte Zimmer im Haus hierfür genützt; es gab immer mehr ein "Miteinander" von Mensch und Tier...
Ende der 1960er Jahre zogen schließlich auch die jungen Erwachsenen weg, in den 1970er Jahren wurde das Podere "Colle All`Asino" schließlich ganz aufgegeben
.

Nun diente es als Abstellmöglichkeit für landwirtschaftliche Geräte und landwirtschaftliches Material; die  Ackerflächen wurden nun immer größer und nahmen die heutige Form an; mit dem Einsturz von zwei Dritteln des Daches aufgrund von Vernachlässigung, Wind und Wetter zerfiel das "Podere Colle All`Asino" im Laufe der Jahre allerdings immer mehr.

Sergio, unser Zeitzeuge, der uns lebhaft von seinen Erinnerungen und den Entbehrungen der damaligen Zeit berichtete, wohnt heute in Orciatico und verließ  1970 das Elternhaus als letztes der fünf Kinder.
Silvana, die Schwester Sergios, nun wohnhaft in La Sterza, gelangte schließlich in den Besitz des Hauses.

1998 haben wir das "Podere Colle All`Asino" entdeckt und konnten es Silvana abkaufen.
Es folgten schon bald erste Entrümpelungs- und Planungsarbeiten.

Seit 1999 restaurierten wir im Urlaub, oder wenn wir einmal auch länger Zeit hatten, die ehemalige Ruine, teilweise unter Mithilfe vieler Freunde - und meist immer mit viel Freude!

Schon früh haben wir zahlreiche Bäume gepflanzt, deren Schatten wir heute genießen können.

1999 renovierten wir von April bis November das eingefallene Hausdach.

In den Folgejahren, 2001-2003, wurden Innenwände neu gezogen und der durch den Dacheinsturz sehr in Mitleidenschaft gezogene Fußboden erneuert und ausgetauscht. Ein Zimmer im Obergeschoß wurde zum großen Bad umfunktioniert, der dortige ehemalige Vorratsraum wurde zum kleinen Bad;  aus früherer Toilette und nebenanliegendem Schweinstall in einem ehemaligen Zimmer (!) wurde unser Zimmer "Rosa". Die beiden südlich gelegenen Zimmer wurden zu einem großen Raum zusammengefasst und sind heute unser Zimmer "Grande", bzw. das Matratzenlager für kids.

2002 wurden an der ebenfalls verfallenden Scheune Grunderhaltungsmaßnamen durchgeführt, auch die Scheune bekam ein neues Dach. Hier befindet sich heute im "Türmchen" ebenfalls ein kleines Matratzenlager.

Von 2006 bis 2010 wurde der ehemalige Stall und der mittige Lagerraum im Haus zu Seminarraum und Essraum umgebaut. 2013 und 2015 haben wir vier der kleinen ehemaligen Stallfensterchen als bodenhohe Panoramafenster vergrößert und die Arbeiten im U.G. somit abgeschlossen.

2018 haben wir den ehemaligen Mistplatz aus den 30er Jahren mit der Verlegung eines Terassenbodens zu Grillplatz und Sonnenterrasse mit Panoramablick umfunktioniert.

2009 und 2019 feierten wir jeweils ein großes Fest mit allen Freunden und Verwandten die uns über die Jahre geholfen haben- der Großteil der Restaurierung war nun geschafft!

Doch nach wie vor heisst es in den Ferien: Gibt es noch was zu tun?
Irgendein kleineres Projekt findet sich zum Glück immer!
Und: Wir freuen uns immer über Leute, die Lust haben, mit uns zusammen noch etwas zu werkeln!   

Wer Lust hat, noch mehr Details über unseren Umbau zu erfahren, findet den Werdegang  unserer Abriß- Renovierungsarbeiten auf der Fotoseite "Chronik".

Hier gibt es eine kleine Diashow und viele viele Fotos zur Entstehung des Hauses von 1998 bis 2018.

Link: » "Fotosseite Chronik"


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